Ein kurzer Abriss zur Geschichte des Limnologischen Instituts

Dr. h. c. Dr. rer. nat. W. Schlienz

Die Geschichte des Limnologischen Instituts reicht bis in das Jahr 1946 zurück, in dem der Senator Dr. h. c. Dr. rer. nat. Walter Schlienz eine privat finanzierte Hydrobiologische Station im südlichen Schwarzwald gegründet hat, in Falkau, einem kleinen Ort zwischen Schluchsee und Titisee. Schlienz hatte Zoologie studiert, arbeitete als Fischereibiologe und wandte sich aber bald der Fischverarbeitungsindustrie zu. Vermögend wurde er für die Erfindung eines Systems zum sofortigen Einfrieren von Fisch noch auf dem Fischerboot. Trotz allem behielt er sein Interesse an der Hydrobiologie - der Wissenschaft des Lebens im Wasser. Er war somit ein Förderer einer sich neu abzweigenden Forschungsdisziplin innerhalb der allgemeinen Biologie - der Limnologie als Wissenschaft von den Binnengewässern  - neben der Ozeanologie als Teilgebiete der Ökologie. Drei Freiburger Professoren, unter anderem der Nestor der deutschen Limnologen, Prof. Dr. Robert Lauterborn, standen bei der Gründung der Station Pate.


Dr. H.-J. Elster

Dr. Hans-Joachim Elster, der bis 1944 Leiter des Instituts für Seenforschung und Seenbewirtschaftung in Langenargen war, übernahm 1948 die Leitung der Station im Schwarzwald, die ab dann auch Walter-Schlienz-Institut genannt wurde. Im Jahr 1961 wurde die Station der Universität Freiburg angeschlossen und ein Jahr später wurde Deutschlands erster Lehrstuhl für Limnologie in Freiburg eingerichtet. Diesen hatte Elster bis zu seiner Pensionierung 1976 inne. Die hydrobiologische Station wurde in Limnologisches Institut umbenannt. Die Zahl der Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeiter um Prof. Dr. Elster überstieg bald die Kapazität der Station in Falkau, die damals in bis zu sieben Gebäuden untergebracht war - einschließlich eines alten Bauernhauses, das in ein Laborgebäude umgebaut worden war.

Im Herbst 1970 bezog Elster mit seiner Forschungsgruppe einen Neubau in Konstanz-Egg am Bodensee, erbaut auf seine Initiative hin und dankenswerterweise finanziert durch die Volkswagen Stiftung. Der Neubau wurde im Mai 1971 als Limnologisches Institut der Universität Freiburg eingeweiht. Ein neues Limnologisches Institut lag also am Ufer des Bodensees unweit der kurz zuvor gegründeten Universität Konstanz, in die das Institut im Jahr 1981 eingegliedert wurde. Seitdem werden Vorlesungen und Kurse für Studenten aus sowohl Konstanz als auch Freiburg angeboten.

Im Jahre 1978 übernahm Prof. Dr. Max Tilzer den Lehrstuhl für Limnologie. Im gleichen Jahr wurde eine Professur für aquatische Zoologie am Institut eingerichtet, die Prof. Dr. Jürgen Schwoerbel bis zu seiner Pensionierung 1995 inne hatte. Ein zweiter Lehrstuhl für Limnologie wurde 1981 eingerichtet und durch den Mikrobiologen Prof. Dr. Norbert Pfennig besetzt. Dessen Labore waren auf dem Universitätscampus Gießberg im Biologie-Gebäude und nicht im Institutsgebäude am See eingerichtet. Ihm folgte Prof. Dr. Bernhard Schink im Jahre 1991 als Professor für Mikrobielle Ökologie, Limnologie und Allgemeine Mikrobiologie.

Nachdem Prof. Dr. Tilzer 1992 Direktor des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung wurde, blieb der Lehrstuhl für Limnologie einige Zeit unbesetzt. Die Institutsleitung wurde von Dr. Meinhard Simon vertreten. Im Jahre 1996 wurde Prof. Dr. Karl-Otto Rothhaupt Professor für Aquatische Ökologie und Leiter des Instituts. Ebenso im Jahr 1996 folgte Prof. Dr. Reiner Eckmann auf die Professur für aquatische Zoologie.

Im Jahr 2003 wurde eine Professur für Umweltphysik eingerichtet, auf die Prof. Dr. Frank Peeters berufen wurde.

Neben vielen Projekten, die aus Drittmitteln finanziert wurden und werden, führte das Limnologische Institut drei interdisziplinäre Hauptforschungsprojekte durch. Das „Bodenseeprojekt“ von 1960 bis 1968 gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen eines Schwerpunktprogramms; den Sonderforschungsbereich 248 „Stoffkreisläufe im Bodensee“ von 1986 bis 1997; und den Sonderforschungsbereich 454 „Bodenseelitoral“ von 1998 bis 2010. Seit 2017 führt das Insitut das DFG Graduiertenkolleg "R3 – Responses to biotic and abiotic changes, Resilience and Reversibility of lake ecosystems" durch mit mehr als 20 Doktorandinnen und Doktoranden, die diverse Themen rund um die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Ökosystems Bodensee und seiner Umgebung bearbeiten.

Während seiner gesamten Geschichte war das Limnologische Institut eine wichtige Forschungsstation und auch wissenschaftliche Wiege für eine große Zahl an Limnologen, Ökologen und Mikrobiologen, die Professoren oder Institutsleiter waren oder sind, sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Zu diesen gehören: Jürgen Schwörbel (Univ. Konstanz), Uwe Tessenow (Univ. Ulm), Hartmut Kausch (Univ. Hamburg), Winfried Lampert (MPI für Limnologie in Plön), Bruno Streit (Univ. Frankfurt), Bernhard Schink (Univ. Tübingen / Konstanz), Fritz Widdel (MPI Bremen), Walter Geller (UFZ Magdeburg), Heribert Cypionka (ICBM / Univ. Oldenburg), Norbert Walz (IGB Berlin), Ulrich Sommer (Geomar / Univ. Kiel), Thomas Weisse (Limnol. Inst., Mondsee, Österreich), Jörg Overmann (TU Braunschweig / DSMZ), Reiner Eckmann (Univ. Konstanz), Meinhard Simon (ICBM / Univ. Oldenburg), Andreas Brune (MPI Marburg), Elisabeth Meyer (Univ. Münster), Hans-Peter Grossart (IGB Berlin), Jan-Ulrich Kreft (Univ. Birmingham, UK), Ursula Gaedke (Univ. Potsdam), Eric v. Elert (Univ. Köln), Rainer Meckenstock (Univ. Duisburg-Essen), Philipp Fischer (BAH Helgoland, Univ. Bremen), Andreas Kappler (Univ. Tübingen), Elisabeth Gross (Univ. Lorraine, Metz, Frankreich), Andreas Lorke (Univ. Koblenz-Landau), Matthias Wantzen (Univ. Tours, Frankreich), Bodo Philipp (Univ. Münster), Karsten Rinke (UFZ Magdeburg), Alexander Wacker (Univ. Greifswald), Michael Pester (TU Braunschweig / DSMZ) und Dominik Martin-Creuzburg (BTU Cottbus-Senftenberg).


Im Jahr 2018 trat Prof. Dr. Lutz Becks die Nachfolge von Prof. Dr. Rothhaupt an als Professor für Aquatische Ökologie und Evolution. Ebenfalls 2018 wurde Prof. Dr. Christian Voolstra als Professor für Genetische Adaptation in Aquatischen Systemen berufen in Nachfolge von Prof. Dr. Eckmann. Zudem ist seit 2018 Jun.-Prof. Dr. Laura Epp als Juniorprofessorin für Umweltgenomik in Aquatischen Systemen am Limnologischen Institut tätig sowie PD Dr. Dietmar Straile verstetigt mit einer Arbeitsgruppe für Plankton-Nahrungsnetz und Populationsökologie. Ende 2019 trat Prof. Dr. David Schleheck als Professor für Mikrobielle Ökologie und Limnische Mikrobiologie die Nachfolge von Prof. Dr. Schink an. Im Jahr 2023 wird apl.-Prof. Dr. Alexander Brinker, Leiter der Fischereiforschungsstelle Langenargen, mit einer außerplanmäßigen Professur für Fischökologie an das Limnologische Institut und den Fachbereichs Biologie der Universität Konstanz berufen. Zudem sind Nachwuchsgruppenleiter und Leiterinnen (Young Investigators) Dr. Ana del Arco, Dr. Karla Martinez-Cruz sowie PD Dr. Nicolai Müller mit eigenen Forschungsprojekten am Institut tätig.